Zunächst einmal sind Gewohnheiten sehr mächtig. Viel mächtiger als Ziele.
Was meinst du, wieviele Menschen sich jedes Jahr an Silvester vornehmen, im kommenden Jahr bei einer Laufveranstaltung mitzumachen. Und wieviele dann tatsächlich erfolgreich an einem Rennen teilnehmen?
Was unterscheidet wohl die einen von den anderen?
War das Ziel vielleicht besser gesetzt?
Ich glaube nicht, dass an der Stelle unterschiedliche Ziele – und seien die auch noch so SMART – den Unterschied ausgemacht haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass es die einen geschafft haben, sich in einen Läufer zu verwandeln, indem sie in ihrem Leben die Gewohnheiten eines Läufers etabliert haben.
Den anderen ist es nicht gelungen, die passenden Gewohnheiten in ihr Leben aufzunehmen bzw. unpassende abzulegen.
Merke: Du bist das Resultat deiner bisherigen Gewohnheiten. Oder ein bisschen schöner formuliert von Aristoteles.
Beginnen wir mit etwas Theorie: Warum überhaupt gibt es Gewohnheiten?
Das Gehirn spart durch Gewohnheiten viel Energie. Aktive Entscheidungen sind aufwändig. Deswegen werden Routinen automatisiert.
Nur 5% unserer Entscheidungen treffen wir aktiv, für mehr hat unser bewusster Vestand keine Kapazität. 40% unseres Verhaltens wiederholt sich sogar täglich. [Das 6 Minuten Tagebuch, Dominik Spenst]
Wenn du diese 5% bewusster Entscheidungen nun auf „Banalitäten“ verschwendest, fehlt dir schlicht die Willenskraft für Wichtiges. Umgekehrt, sobald deine Willenskraft aufgebraucht ist, schlagen die Gewohnheiten zu.
Das bedeutet für dich, dass du alles, was du sicher in deinem Leben verankern willst, zur Gewohnheit machen darfst.
Warum würdest du dich überhaupt dauerhaft damit belasten, ständig wieder zu überlegen, ob du zum Salat greifst oder zur Pommes? Ob du spazierengehst oder fernsiehst? Auf Dauer ist es viel ressourcenschonender, einmal zu entscheiden und dann die Umsetzung fest zu etablieren.
Ich empfehle dir folgendes Vorgehen.
Schritt 1 – 3 führst du schriftlich durch, am besten "offline" mit einem Stift oder sogar mit Pinnwand, Post-Its und allem, was dir sonst noch Freude macht.
- Überlege, was dein Ziel ist und, noch viel wichtiger, wie du gerne sein möchtest? Was macht jemand, der dein Ziel erreicht und es bereits lebt?
Hier geht es mehr um Identität als um ein Ergebnis im Außen. - Schreibe dir diese passenden Gewohnheiten auf. Wähle nun nach und nach jeweils EINE Gewohnheit aus.
Glaube mir, es ist schneller und die Erfolgsquote ist höher, wenn du nicht zu viel auf einmal angehst.
Und streiche gerne alles, was nicht zu dir und deinen Zielen passt. Generische Erfolgsroutinen lenken nur von dem ab, was für dich wichtig ist. - Designe die neue Gewohnheit so, dass du einen eindeutigen „Trigger“ hast, dir die Ausführung leicht machst und dich sofort belohnst.
Das beschreibt beispielsweise James Clear sehr schön und ich kann seine (Hör-) Bücher nur wärmstens empfehlen. Außerdem hat auch Jen Sincero einen tollen Ansatz, zu dem sie ebenfalls ein Buch geschrieben hat. Die besten Aspekte und die zugrundeliegenden Prinzipien aus der Neurowissenschaft habe ich in meine Arbeit integriert. Praktische Hilfe im Kontext Fitness & Ernährung bekommst du in strukturierter Form in all meinen Feel Your Power Programmen. - Führe die neue Gewohnheit in hoher Frequenz aus (z.B. täglich), über einen Zeitraum von mehreren Wochen. Wie lange es wirklich dauert? 21 Tage oder länger?
Das hängt z.B. davon ab, wie gut du deine Fähigkeit trainiert hast, Gewohnheiten zu etablieren, und wie schwierig die konkrete Gewohnheit für dich persönlich ist. - Genieße, dass dann der Autopilot einsetzt und diese neue Gewohnheit zu einem Teil von dir geworden ist. Ab hier geht alles wie von selbst.
Damit sind passende Gewohnheiten ein Segen und zu deinem Verbündeten geworden.
Mein Fazit: Gewohnheiten erschafft jedes Gehirn. Du hast in der Hand, ob es für dich nützliche oder hinderliche Gewohnheiten sind. Also nimm deine Führungsrolle dir selbst gegenüber war und designe die Gewohnheiten aktiv.