Hast Du Dich schon gefragt, warum Dich dein Hund immer liebt, aber Du Dich nicht?
Nein? Auch egal, dann frag Dich jetzt. 😉
Du hast keinen Hund? Oh je…
Spaß beseite. Ob Du einen Hund hast oder nicht,
Du kennst bestimmt auch Tage, an denen Du Dich nicht so wohl fühlst in Deiner Haut. Vielleicht hat Deine Haut kleine Dellen oder Dir gelingt irgendetwas nicht, von dem Du glaubst, dass es andere mit Leichtigkeit hinbekommen und nur Du dabei versagst.
Sagst Du Dir manchmal selbst Dinge, die Du nie oder zumindest nicht beiläufig Deiner besten Freundin sagen würdest? Etwa:
„Stell Dich doch nicht so an.“
„Du bist voll der Versager.“
„Wer hat Dir eigentlich diesen Job gegeben, für den Du offensichtlich eine Fehlbesetzung bist.“
Falls Du Dich manchmal selbst schlechter behandelst als Du andere behandeln würdest, bist Du damit nicht allein, das geht den meisten von uns so. Wenn auch in unserer Gesellschaft Bescheidenheit und Selbstironie oft geschätzt werden, tun sie uns nicht immer gut. Denn sie treten Pfade aus, die unser Gehirn dann immer leichter beschreitet und zumindest unterbewusst auch glaubt. Das möchtest Du wahrscheinlich niemandem antun, auch Dir nicht.
Beispiel gefällig?
Scheidungsopfer Hund! Was habe ich mich selbst fertig gemacht, nicht nur weil meine Ehe den Bach runterging, sondern weil ich meiner lieben Lilly, meinem Seelenhund, das zu Hause zerrissen habe. Ich war schuld. So viel stand für mich fest.
Es hat professionelle Unterstützung und viel Zeit gekostet, bis ich diesen Gedanken loslassen konnte.
Oft sind es nicht solch drastische Einschnitte, sondern kleine Sticheleien im Alltag mit denen wir uns klein halten. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Was kannst Du tun, um Demotivation und Selbstsabotage zu stoppen? Beobachte Dich einmal selbst. Was sind die typischen Situationen, in denen Du Dir „Nettigkeiten“ an den Kopf knallst? Schreib’ Dir gerne deine persönliche Hitliste auf. Nun kannst Du überlegen, welche Gedanken stattdessen hilfreicher wären. Probiere aus, was sich besser anfühlt und Dich unterstützt.
Beispiel: Du hast es in den letzten Wochen geschafft, jeden Tag etwas Frisches mit zur Arbeit zu nehmen. Heute hast Du erst deine Tasche (samt Obstsalat !) in der U-Bahn vergessen. Dann hast Du festgestellt, dass Dein Kollege vor seinem Urlaub die Projektdokumentation nicht mehr fertig gemacht hat und Dein Chef Dich fragt, obwohl er eigentlich wissen müsste, dass Du donnerstags früh los musst. Natürlich hast Du deine private Verabredung abgesagt und als Du letztlich im Dunkeln aus dem Büro kamst erst festgestellt, wie hungrig Du eigentlich bist. Aus der Bäckerei gegenüber roch es erstaunlicherweise noch nach frisch gebackenem. Chocolate Chip Cookies, zwei zum Preis von einem! Du hast Dich nicht beherrschen können, Du blöde Kuh. Der Gedanke kam Dir nach dem ersten Cookie, dicht gefolgt von „jetzt ist es sowieso schon egal“. Nach dem zweiten hast Du Dich ruhiger gefühlt, aber auch gedacht „wie konnte ich nur, ich disziplinlose Versagerin“.
Von außen betrachtet denkt man sich hingegen:
Super, sie hat sich einen Obstsalat vorbereitet.
Hoffentlich war es nicht ihre Lieblingstasche.
Solche Chefs kenne ich auch, die nicht immer mit viel Empathie gesegnet.
Wie pflichtbewusst, dass sie für die Firma die Arbeit übernommen hat.
Vielleicht hätte ihr zwischendurch eine kleine Pause gutgetan.
Und nach dem ganzen Stress, und den Tag noch nichts gegessen kommt sie mit nur zwei Cookies aus. Krasse Frau, die Selbstdisziplin hätte auch gern.
Du siehst, es ist alles eine Frage der Perspektive. Welche Du einnimmst ist zum einen deine Entscheidung und zum anderen eine Sache des Trainings. Je häufiger Du freundlich mit Dir umgehst, je schneller Du die Selbstkritik erkennst und „einschreitest“, umso besser wird es Dir gelingen, Dich freundlich zu unterstützen und zu fördern.