Schon seit meiner frühen Kindheit war mir klar: Ich möchte ein eigenes Pferd.
Gar kein so ungewöhnlicher Traum für ein kleines Mädchen. Dass ich ihn mir bereits mit 12 Jahren selbst erfüllt habe, schon eher. Aber dazu später mehr.
Was für mich jedenfalls dazu gehörte war, dass ich das Pferd selbst halten möchte, und es damit mindestens zwei Pferde sein müssten, da Pferde Herdentiere sind. Ich wollte am liebsten mit eben diesem Pferd / Pferden zusammenwohnen, mit großem Grundstück und viel Natur.
Nun, mehr als 30 Jahre später, ist der Wunsch Wirklichkeit geworden.
Diese Zeilen schreibe ich aus Montalba-le-Château. Ich sitze an einem großen Esstisch. Es ist Januar, die Sonne scheint und ich schaue hinaus auf den Pool, "meinen" Meditationshügel und den Pic de Canigo, den heiligen Berg der Katalanen. Schaue ich in die andere Richtung, sehe ich durchd as Küchenfenster die Koppel von Lino und Finny.
Ob ich über Nacht im Lotto gewonnen habe? Oder einen großen Kredit aufgenommen?
Vielleicht bin ich einfach reich geboren oder habe reich geheiratet?
Nein, das alles ist nicht der Fall. Es ist kein Märchen und der Traum wurde auch nicht wahr - ich habe ihn wahr gemacht.
Mit vielen kleinen Schritten über die mehr als 30 Jahre. Einem Weg, den Klaus und ich in den letzten 12 Jahren zusammen gegangen sind. Wie ich ihn beschritten habe, ist mir auch erst unterwegs klar geworden.
Aber von vorne. Es muss 1986 gewesen sein, ich war noch nicht in der Schule.
"Papa, ich möchte ein eigenes Pferd."
Pferde haben mich schon immer fasziniert und ich war mir mit meinem Wunsch sehr, sehr sicher.
Mein Vater war sich hingegen ebenso sicher, dass er mir kein Pferd kaufen möchte. Dies verpackte er in die Worte:
"Na, wenn Du Dir mal selber eins leisten kannst, dann kannst Du Dir eins kaufen."
Ich verstand das in keinster Weise als Absage. Was ich dachte war: Klasse, ich habe die Erlaubnis, ein Pferd zu kaufen!
Manche würden mich als dickköpfig beschreiben. In einem Bewerbungstraining habe ich gelernt, diese "Schwäche" lieber als Zielstrebigkeit zu bezeichnen.
Wie dem auch sei, ich hatte nun eine Vision und machte mich auf den Weg.
Und zwar auf verschiedenen Ebenen:
- Ich begann nicht nur geschenktes Geld (Taschengeld, Geburtstage, Weihnachten, gute Noten) zu sparen, sondern auch Geld zu verdienen. Es waren anfangs winzige Beträge, aber meine Ideen und Möglichkeiten wuchsen über die Jahre. So kommt es auch, dass ich fast schon mein ganzes Leben "arbeite", das aber gar nicht unbedingt als Arbeit verstehe.
- Außerdem fühlte ich mich mehr und mehr als Pferdebesitzerin. Ich tagträumte und spielte entsprechende Szenarien, alleine und mit Freundinnen, täglich durch. Ich habe diese (aus Erwachsenensicht völlig verrückte) Idee wirklich geglaubt. Vanessa, 6 Jahre, hatte keinen Zweifel, dass ich es schaffen würde.
- Dementsprechend liefen auch meine Planungen. Ich hatte nach ein paar Jahren sehr konkrete Vorstellungen - von der Konstruktion des Offenstalls bis zum Ausbildungsplan für das Pferd und meinen zeitlichen Tagesplan mit Schule, Pferdeversorgung, Training und Geld verdienen.
- Ich hatte auch einen Finanzplan, der Anschaffungskosten und laufende Kosten ebenso beinhaltete wie den zeitlichen Verlauf meiner Sparaktivitäten und entsprechende Prognosen, wann es so weit sein würde.
Im Frühjahr bevor ich 12 wurde ergab sich eine wunderbare Gelegenheit: Eine Nachbarin suchte jemanden, der als Nachmieter ihre Koppel samt Shetlandpony übernehmen wollte. Dieses Pony bekam dort sein Gnadenbrot und wurde jeweils vom Pächter der Koppel "adoptiert".
So kam ich zu meiner ersten Weide, und zu Lotte, die "Gesellschaftspony" wurde für Cess.
Sobald Weide und Pferdegesellschaft geklärt waren, begann ich mit der Suche nach meinem Pferd, und wurde bald fündig: Cess (vollständig "Nessi's Princess") kaufte ich als ich 12 war. Die damals dreijährige Stute begleitete mich über viele Jahre bis sie 2015 starb. Wir hatten unvergesslich schöne Zeiten und sogar kleine Erfolge, wurden u.a. 2. auf derLandesmeisterschaft.
Außer Lotte und Cess gab es seither noch Delhi, mit der ich gezüchtet habe, ihren Sohn Lino (Palliano), sowie Finny (Fiorina).
Gelebt haben sie bisher auf gepachteten Grundstücken, die einige Kilometer von meinem jeweiligen zu Hause entfernt waren, übergangsweise auch immer mal als Einsteller auf Reiterhöfen.
Als ich 2010 mein erstes eigenes Haus kaufen wollte, war mein Budget zu klein für ein großes Grundstück mit Platz für die Pferde. Ehrlich gesagt hatte ich damals nur wenige 10T€ für die Anzahlung als Eigenkapital, der Rest kam von der Bank, glücklicherweise inzwischen abbezahlt - und so dankbar ich bin, wie alles funktioniert hat, so möchte ich doch in diesem Leben keinen Kredit mehr aufnehmen, dazu schätze ich inzwischen meine Unabhängigkeit zu sehr.
Seit ebendieser Zeit waren meine 2-3 Pferde jeweils im Sommer auf Obstwiesen zwischen Mingolsheim und Zeutern und im Winter in einem Offenstall in Stettfeld.
Insbesondere die Obstwiesen sind ein wunderschöner Fleck Natur und ein echter Ruhepol in meinem Leben geworden.
Parallel dazu waren Klaus, Jannis und ich die letzten 10 Jahre immer wieder im Urlaub in Ferienhäusern in Südfrankreich. Wir haben so unsere Lieblingsregion, die Pyrénées Orientales, das Perschingparadies, entdeckt.
Irgendwann war uns klar, dass wir hier wohnen möchten. Erst mal wieder so ein verrückter Wunsch.
Aber ich kenne da ja nichts und so ignorierte ich einfach unsere Realität mit zwei Jobs und weiteren Verpflichtungen in Deutschland. Wir begannen also, uns Häuser in Südfrankreich anzuschauen. Kein einfaches Unterfangen, qualitativ hochwertige Häuser nach unseren Vorstellungen gibt es nicht wie Sand am Meer.
Im Mai 2021 war es dann aber so weit. Wir lernten ein wunderschönes Haus in Montalba und seine Eigentümer kennen, verstanden uns gleich gut, und so bekamen wir den "Zuschlag". Wir tauften es Mas Cayou und beschlossen, dass es ja auch die nächsten Jahre nur Ferienhaus sein könne, bis Jannis mal aus der Schule ist etc.
Es dauerte dann noch bis Oktober bis der Kaufprozess abgeschlossen war - und noch ein Weilchen bis wir Lino und Finny mitnehmen konnten. Nun aber sind wir hier und ich wohne tatsächlich so wie ich mir das immer erträumt habe mitten im Paradies.
Ich möchte Dich mit dieser persönlichen Geschichte nicht nur inspirieren und Mut machen, auch undenkbare Träume zu verfolgen.
Ich möchte auch ein paar meiner „Tricks“ verraten, die gleichermaßen unbewusst in meiner Kindheit, wie auch bewusst angewendet, funktioniert haben:
- Lass Dir nicht reinreden, was möglich ist. Höre auf Deine innere Stimme. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Sinn hat seine Sehnsüchte als Antrieb zu nutzen.
- Verlass Dich nicht aufs Träumen, sondern werde aktiv. Setze Dir Ziele, aber vor allem etabliere hilfreiche Gewohnheiten.
Es kommt auf die konsistenten kleinen Schritte an, nicht auf den einen großen Sprung. - Fange heute an und nicht morgen (oder wann auch immer in der Zukunft ein „besserer“ Zeitpunkt sein könnte).
- Lebe jetzt schon das, was Du gerne haben oder werden möchtest.
Ich habe erst mal ein kleineres Haus gekauft. Ich habe erst mal Blockflötenunterricht gegeben und damit eigenes Geld verdient. Ich hatte erst mal nur ein Pflegepony. Ja, das war nicht „perfekt“, aber es war schön und hat mich weitergebracht. - Investiere in Dich und lass es Dir gut gehen.
Für große Träume braucht es einen langen Atem, und dafür Fitness und Gesundheit. Und weil der Weg lang ist, darf und sollte eben bereits dieser Weg schon Freude machen.
Diese Erfahrungen und meine „Methode“, insbesondere wie man mit dem eigenen Körper ein Dream Team wird, gebe ich inzwischen auch in meinen Seminaren und Programmen weiter. Du bist herzlich willkommen, schaue gerne mal rein!